Die erste Aufsichtsratssitzung nach der erfolgreichen Inbetriebnahme des BER stand ganz im Zeichen der massiven Auswirkungen der andauernden Pandemie auf den Flugbetrieb der Hauptstadtregion. Die Geschäftsführung berichtete, dass die Passagierzahlen zuletzt dramatisch eingebrochen sind und gegenüber dem Vorjahresmonat bei etwa 10 Prozent liegen.
Vor dem Hintergrund des starken Rückgangs der Passagierzahlen, der aus der europaweit um sich greifenden zweiten Infektionswelle seit Mitte Oktober entstanden ist, passte die Geschäftsführung die für das Jahr 2020 erwartete Passagierzahl von insgesamt 10 Millionen auf 9 Millionen an. Die damit verbundenen Einnahmeausfälle können durch die Corona-Hilfen in Höhe von 300 Millionen Euro für dieses Jahr ausgeglichen werden.
Die zweite Corona-Welle beeinflusst auch den Blick auf das Jahr 2021. Wie alle anderen deutschen Flughäfen muss die FBB davon ausgehen, dass die Passagierzahlen in 2021 weiter niedrig bleiben. So rechnet der deutsche Flughafenverband ADV für 2021 mit einem Verkehrsaufkommen, das gegenüber 2019 nur bei etwa einem Drittel liegt. Auch die FBB hat ihre Erwartungen nach dem 2. Lockdown angepasst. Die Geschäftsführung berichtete dem Aufsichtsrat, dass nach aktueller Einschätzung nur noch von 30 Prozent der Passagiermenge des Vorkrisenniveaus ausgegangen werden kann. Die Corona-Pandemie stellt eine so gravierende Zäsur in der Luftverkehrsbranche dar, dass die mittel- und längerfristige Entwicklung aktuell nicht belastbar vorhersehbar ist und nur in groben Bandbreiten abgeschätzt werden kann. Es wird allerdings allgemein erwartet, dass der Luftverkehr sich mittelfristig erholt und der Bedarf und Wunsch nach Flugreisen weiter groß ist.
Die Geschäftsführung berichtete dem Ausichtrat außerdem ausführlich über die verschiedenen Maßnahmen der FBB, um die laufenden Kosten des Flughafenbetriebs weiter zu senken. Neben der Fortsetzung der Kurzarbeit ab 1. Dezember wird die Schließung des Terminal 5 zunächst für ein Jahr ab Frühjahr 2021 erfolgen. Auch wird aufgrund des geringen Verkehrs so schnell wie möglich die südliche Start- und Landebahn vorübergehend vom Netz genommen. Um weitere Einsparungen und Kostensenkungen zu erreichen, wurde darüber hinaus ein gesondertes Ausgabenboard etabliert. Darin werden alle Ausgaben über einem Schwellenwert von 25.000 Euro hinsichtlich ihrer betrieblichen Notwendigkeit streng überprüft.
Sollte sich die Einschätzung der Geschäftsführung bestätigen und der Flugverkehr in 2021 gegenüber 2020 nicht signifikant wachsen, muss trotz der Einsparungen von einem Gesamtfinanzierungsbedarf der FBB von insgesamt bis zu 660 Millionen Euro ausgegangen werden. Dies führt zu einer Zusatzsumme von 552 Millionen Euro, die einen bereits im Jahr 2018 beschlossenen Gesellschafterbeitrag von 108 Millionen Euro aufstockt.
Rainer Bretschneider, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH: „Die Inbetriebnahme des BER war für den Aufsichtsrat ein Moment der Freude und des Innehaltens. Viele Jahre harter Arbeit – auch des Kontrollorgans – haben sich damit als gut und richtig erwiesen. Doch statt in eine Zukunft blicken zu können, in der der BER die FBB wirtschaftlich voranbringt, müssen wir wegen Corona davon ausgehen, weitere schwere Jahre vor uns zu haben. Bei den eigenen Anstrengungen brauchen wir weiter die Unterstützung der Gesellschafter, um die Krise der Luftverkehrswirtschaft zu überstehen.“
Engelbert Lütke Daldrup, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH: „2021 wird eines der schwersten Jahre in der Geschichte der FBB. Kein Flughafen in Deutschland wird in der Lage sein, mit den prognostizierten Passagierzahlen seine Betriebskosten zu decken. Die FBB trifft die zweite Corona-Welle in einer Situation, in der wir uns auf den Weg aus dem roten Zahlen hätten machen können. Jetzt helfen nur zwei Dinge: Die Bereitschaft unserer Gesellschafter, in der Krise zu uns zu halten und das Engagement des Unternehmens FBB so effizient und kostengünstig zu arbeiten, wie es irgendwie geht. Mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung wird es uns gelingen, den BER für die wirtschaftliche Erholung Ostdeutschlands gut aufzustellen.“
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